Mittwoch, 21. März 2018

16. Februar 2018.
Die Kap Verden waren ungewöhnlich kalt. Soweit die Einheimischen sich zurückerinnern konnten, hatten sie noch nie so kalte Temperaturen erlebt. Zu unserem Ärger, denn wir sehnten uns schon lange nach einem Bad im Atlantik. Mindelo hat Scharm, ist einfach und die Menschen freundlich. Auch hier folgte ich meiner Tradition und ließ mir für umgerechnet 4 Euro die Haare schneiden. Mein Versuch, dem jungen Mann zu erklären, welche Frisur ich an mir sehen möchte, fiel auf Interessenlosigkeit. Er schnitt einfach drauf los und wie immer dachte ich bei mir, nur gut, dass sie wieder wachsen. Das Ergebnis konnte sich jedoch durchaus sehen lassen. Er nahm sich Zeit und verstand sein Handwerk.
Gern wären wir noch etwas länger geblieben und hätten uns noch weitere Inseln der Kap Verden angeschaut. So legten wir gegen 17:00 Uhr ab und motorten, da der erwartete Wind ausblieb, zur Südwestküste der Nachbarinsel Santo Antão und ankerten gegen 23:00 Uhr vor dem kleinen Örtchen Tarrafal. Noch nachts erkundeten Bruno und ich mit dem Dinghi das Ufer und im Schein der Taschenlampen sahen wir im azurblauen Wasser zahlreiche Trompetenfische und tausende von fliegenden Fischen schwirrten durch die Luft und zeigten ein einzigartiges Naturschauspiel. Am kommenden Morgen setzte ich zuerst Sohail und Roland am Strand ab. Ein einheimischer junger Mann half uns dabei, denn ein steiniger Strand und leichte Brandung ließ die Strandung zu einem heiklen Unternehmen werden. Bis auf eine ins Dinghi schwappende Welle und nasse Hosen ging alles gut. Ich tuckerte wieder zur Yacht und holte Ute, Jelena und Bruno. Mit Speed auf den Strand zu fahrend, erkannte ich die abwinkenden Armgesten der Einheimischen zu spät. Wenige Meter vor dem Strand erfasste eine von hinten kommende Welle unser Dinghi, schleuderte das Heck in die Luft, und dass sich überschlagende Dinghi tauchte uns unter Wasser. Die Welle spülte uns an den Strand, wo uns auch schon Helfer entgegenkamen. Das Dinghi war schnell aufgerichtet. Den bis dato neuen Außenborder hatte ich schnell im Wasser gefunden und trug ihn an den Strand. Wir hatten Glück gehabt, denn alle Verunglückten sind mit Schürfwunden davongekommen. Vier Brillen und Kleinigkeiten wurden vermisst. Wir konnten es gar nicht glauben, dass drei junge Männer alles nur mit ihren Händen aus den Wellen fischten. Alle bemühten sich um den Außenborder, jedoch vergebens, er wollte nicht anspringen. Das ganze Dorf, einschließlich der wenigen Touristen liefen am Stand zusammen und bildeten eine neugierige Traube um uns. Wir ließen Dinghi und Außenborder am Strand zurück und gingen in Begleitung einiger einheimischer Jungs ans andere Ende des Dorfes in ein einfaches Restaurant. Wir labten uns am köstlichen Hummer, leckeren Fisch und kühlen Bier und waren glücklich über den glimpflichen Ausgang unseres Abenteuers. Schweren Herzens verabschiedeten wir Sohail, da er in Kürze seiner Arbeit wieder nachgehen musste und für eine grundlegende Veränderung in seinem Leben noch nicht bereit war.
Wir bezahlten vier hilfsbereite Jungs, die uns, das Dinghi und Außenborder wieder zurück zur Jacht brachten.
Gegen 17:00 Uhr wurde der Anker mit Muskelkraft gehoben, da wir die elektrische Ankerwinsch nicht zum Laufen brachten. Wir motorten nach Westen, um aus dem Windschatten der Insel zu gelangen, setzten dann die Segel und segelten mit achterlichem Wind Richtung Süden. Die teils 5 Meter hohen aber von schräg hinten kommenden und langen Wellen schaukelten die Jacht doch ganz ordentlich hin und her. Seekrank ist jedoch niemand mehr geworden. Die ersten vier, fünf Tage hatten wir guten Wind zum Segeln, der jedoch stetig abnahm und wir mehr und mehr den Motor anmachen mussten. So wie die lange Weile zunahmen, nahm auch die Temperaturen zu. Das hatte den Vorteil, dass die Körperreinigung jederzeit möglich war. Das Süßwasser wurde ausschließlich zur Essensbereitung und zum Zähneputzen verwendet. Die Körperreinigung erfolgte mit Meerwasser aus dem Eimer oder wer sich traute, konnte sich an einem Seil festhaltend hinterherziehen lassen. Man musste sich aber kräftig festhalten. Man denkt nicht, wie eine Wasserströmung von 6 bis 7 Knoten (reichlich 10 km/h) an einem zieht. Täglich wurden fliegende Fische beobachtet. Auch an Deck fanden wir das ein oder andere Fischlein, leider zu spät um sie zu retten und zum Essen waren sie zu klein. Die Tage vergingen auch mit Nichtstun und so freuten wir uns auf die nächste Landsichtung. Sant Peter und Paul ist eine von Brasilien für Militär und Forschung genutzte unbemannte Insel. Ein kleiner, schwarzer, schroffer Felsen auf dem ein Haus steht, ein Paar Antennen und ein Leuchtfeuer. Die an den Felsen tobende Brandung ließ einen Landgang nicht zu. Ein in unmittelbarer Nähe der Insel kreisender, kleiner Fischerkutter kam dicht an uns heran und die Fischer hielten über einem Meter lange Fische nach oben und stellten ihren Fang zur Schau. Wir ärgerten uns erneut, dass unsere vielleicht auch stümperhaften Angelversuche erfolglos geblieben waren.
Selten regnete es, aber als wir ein paar Fotos von der Insel machen wollten, goss es in Strömen. Wir segelten weiter und nahmen direkten Kurs auf Fernando de Noronha.

Am Dienstag, den 27.02.2018, 01:46 Uhr war es endlich so weit. Alle fanden sich im Cockpit ein und der Sektkorken knallte, als wir genau auf dem Breitengrad 00°00,000' standen. Eine laue Sommernacht und weitere Flaschen Wein ließen uns die Nacht nicht schlafen. Party auf dem Äquator. Ich konnte es mir natürlich nicht nehmen lassen, eine Runde um die Enjoy zu schwimmen. Weil wir tagsüber einige drei Meter lange Fische mit Haifischflosse gesehen hatten, war ich der einzige im Wasser. Laut Bruno waren es Fische aus der Delphinfamilie, aber die Crew war skeptisch.

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Die Sonne schlief noch, als wir in den frühen Morgenstunden des 1. März 2018 die Perle Brasiliens, Fernando de Noronha erreichten. Im Dunke...